Tag des offenen Denkmals®

Zum Tag des offenen Denkmal (Sonntag, 10. September 2023) fanden knapp 100 Besucher ihren Weg nach Wawern. Viele hatten sich gezielt die von Pfarrer März ausgemalte und vor kurzem restaurierte St.-Apollonia-Kapelle als Ziel ausgesucht. „Ein echtes Kleinod“, so die einhellige Meinung der Besucher, darunter Gäste aus Bayern, den benachbarten Niederlanden und von der Moselregion. Die Kapelle, die neben den besonderen Malereien aus den 30er Jahren mit dem 14-Nothelfer-Altar aus dem 18. Jahrhundert besticht, ist täglich geöffnet. Eine Infotafel wird in Kürze zur Baugeschichte informieren. Ein Flyer beschreibt die Wandmalereien und lädt zu einem Rundgang auf eigene Faust ein. Kontakt: Dagmar Thome, Tel. 0171 4576223, E-Mail: dagmarthome69@gmail.com.
Neben dem 14 Nothelfer-Altar sind die Innenausmalungen der Filialkirche besonders interessant. Mit den Ausmalungen im Innern wurde Pfarrer Christoph März (1867-1931) beauftragt, der weit über die Eifel hinaus für seine Kirchenmalereien bekannt war. Er war seit dem 20. April 1899 als Pastor in Eschfeld tätig. Neben seinen seelsorgerischen Tätigkeiten interessierte er sich besonders für Musik und Kunst. Er gründet in seiner Pfarre einen gemischten Kirchenchor ein Blasorchester und ein Violinorchester. Malerei hat er nicht gelernt oder studiert, aber er nahm wiederholt Unterricht. Immer wieder unternahm er längere Reisen um sich weiterzubilden.
Was macht seine Malereien so besonders? Die Bilder in der Kapelle sind von großer Schlichtheit. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die zentrale Aussage des Bildes. Aber alle Bilder enthalten besondere Bezüge.
Erinnerungen an die Reisen des Malers gehen in seine Bilder ein. So wird Jesus nicht in einem Stall sondern in einer Grotte geboren und die Pyramiden von Gizeh sind im Hintergrund des Bildes „Flucht nach Ägypten“ zu sehen.
Die Darstellung der Menschen in ihren alltäglichen Arbeiten hat einen hohen Wiedererkennungswert.
Der Bauer im Bild des Sichelwunders hat neben der Sense auch die zum Schärfen notwendigen Geräte, Dengeleisen und Hammer, Wetzstein im Wasserköcher (Lotterfass). Der Beruf Josefs ist unmittelbar an seinem Werkzeug zu erkennen. Die Einrichtungsgegenstände wie Bett oder Sessel sind schlicht und wirken alltäglich.
Konkrete örtliche Begebenheiten wurden in die Bilder aufgenommen. Die Taufe Jesus findet am Zusammenfluss von Rodenbach und Johannesbach statt und auch die damals defekte Brücke ist zu sehen. Der Täufer balanciert auf zwei Balken. Auch der Brand in der nah bei Wawern gelegenen Thelen(Wagner) -mühle wird in die Bilder aufgenommen. Das gibt der Geschichte von Jesus etwas heimatliches, es hätte auch hier geschehen können.
Immer wieder haben Personen aus dem Dorf auf Wunsch für den Maler Modell gestanden. Dabei ging es dem Maler nicht um Porträts, sondern um die natürliche Linienführung bestimmter Körperhaltungen oder Gesten. Dies führte zu einer großen Identifizierung der damaligen Bewohner mit ihrer Kapelle.
Leider wurden die Ausmalungen nicht vollendet. Viele Felder sind ohne Bildinhalt geblieben, denn Christoph März stürzte 1931 bei der Bemalung der Fassade des neuen Eschfelder Pfarrhauses und starb kurz darauf an seinen inneren Verletzungen.