Kapelle Wawern

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Architekt
Der Architekt der Kapelle, Peter Marx, stammt aus der Eifel. Er wurde 1871 in Trier geboren. Zunächst machte er eine Lehre als Bautechniker, arbeitete in Köln und studierte dann in Brüssel Architektur. Studienreisen führten ihn nach Wien, Italien, Frankreich, Großbritannien und New York. 1898 zog er nach Berlin und beendete dort sein Studium. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war er als Architekt in Trier tätig. Politisch engagierte er sich für die Gründung einer Rheinischen Republik in Koblenz, die mit Unterstützung Frankreichs unabhängig von Preußen werden sollte. Die Unabhängigkeitsbewegung scheiterte. Ehemalige Separatisten galten bei den Nationalsozialisten als Verräter und wurden von den Gestapo überwacht und teilweise inhaftiert. Einige von ihnen gingen daher ins Exil, darunter Peter Marx. Er emigrierte 1933 nach Rom und kehrte erst 1947 nach Trier zurück, wo er 1958 starb.
Peter Marx entwarf neben Privat- und Geschäftsgebäuden mindestens 71 Kirchen und Kapellen, darunter die Dreifaltigkeitskirche in Wiebelskirchen, bei der er den Bauherrn der Kapelle, Dechant Johannes Schütz, kennen lernte, die Kirchen St. Johannes Baptist in Waxweiler, St. Peter in Neidenbach, St. Hubertus in Wolsfeld, St. Nikolaus in Idenheim. Die meisten Bauwerke von Peter Marx stehen heute unter Denkmalschutz.

Die Kapelle
Die Kapelle in Wawern ist ein Saalbau, also ein „Einraumhaus“. Anstelle eines Turmes gibt es einen kleinen Dachreiter in dem die Glocken hängen. Der Architekt legte großen Wert auf die Ausführung mit örtlichen Bruchsteinen, dadurch entsteht eine besondere Prägung und Anpassung an die Landschaft. Das auf dem Gelände stehende Kreuz von 1653 wurde in die Architektur einbezogen und ist außen am Kapellenbau zu sehen. Die Kirche ist zum Sonnenaufgang, also nach Osten ausgerichtet. Der Altar steht im Osten, der Eingang ist im Westen. Schon in vorchristlicher Zeit wurde von vielen Kulturen in Richtung des Sonnenaufgangs gebetet. Im Christentum liegt das Paradies im Osten, und Christus fuhr bei seiner Himmelfahrt nach Osten auf, der Sonnenaufgang gilt als Symbol der Auferstehung.
Üblicherweise sitzen seit dem Frühchristentum die Geschlechter in der Kirche getrennt. Mit der Geschlechtertrennung im Gotteshaus sollte ein zu große „sündige“ körperliche Nähe verhindert werden. Mit Blickrichtung auf den Altar ist die linke Seite die Frauenseite, die rechte die Männerseite. Dieser Aufteilung entsprechen die Fensterbilder, die Statuen und auch die Gemälde. Einzig die Statue der Hildegard von Bingen hat sich auf die Männerseite „verirrt“. Ob diese Statue möglicherweise früher an einem anderen Platz stand ist nicht bekannt.
Das Zentrum der Kapelle ist der barocke Säulenaltar aus dem 18. Jahrhundert. Er ist den 14 Nothelfern geweiht. Zusätzlich zu den Figuren der Nothelfer stehen auch die Figuren von Apollonia, Donatus und der Muttergottes auf dem Altar. Diese wurden in Wawern schon immer besonders verehrt. Die Wirkung des Altars wird durch die Malereien noch erhöht. Die Engel rechts und links des Altars sind in dezenten Farben dargestellt, der Blick wird dadurch nicht vom Altar abgelenkt. Die Säulen des Altars werden im Hintergrund durch die Malerei fortgeführt, die gemalten Girlanden nehmen das Schmuckrelief des Altars auf, die aufgemalten Säulen rechts und links der Engel erweitern den Altar optisch, ohne vom Zentrum abzulenken. Auch die Fernwirkung des Deckengemäldes leitet den Blick auf die Mitte. Der einfache Rundbogen, der das Kirchenschiff abtrennt, wird durch die Malerei zu einem von Säulen getragenen Eingang in den Altarraum.


Die Gemälde
Im Kirchenschiff auf der linken Seite sind das Sichelwunder, der Baum der Erkenntnis und die heilige Apollonia dargestellt.

Das Sichelwunder
Dargestellt ist eine typisch bäuerliche Szene: Mann und Frau arbeiten auf dem Feld bei der Getreideernte. Eine Garbe liegt bereits gebunden am Boden, eine Garbe hält die Frau in der Hand. Sichel und Sense, Wetzstein und Wasserköcher, Dengeleisen und dazugehöriger Hammer sind notwendige Werkzeuge für die Getreideernte. Die Gesten der beiden deuten auf ein Gespräch oder eine Diskussion hin. Einzig die im Himmel hängende Sense irritiert. Dargestellt ist das Sichelwunder, der Notburga von Rattenberg
Notburga, geboren 1265 in Rattenberg, ist eine Tiroler Volksheilige. Sie arbeitete als Dienstmagd bei Heinrich I. von Rottenburg auf Schloss Rottenburg und verteilte mit dessen Duldung Reste der Speisen von der Burg an die Bedürftigen. Als Heinrich I. starb und sein Sohn Heinrich II. der neue Herr der Burg wurde, war ihr dies nicht mehr erlaubt und ihr Dienstverhältnis endete bald. Sie fand in der nahen Gemeinde Eben am Achernsee eine Anstellung als Bauernmagd. Sie versorgte das Vieh und half bei der Feldarbeit. Mit dem Bauern hatte sie vereinbart, am Vorabend von Sonn- und Festtagen beim Vesperläuten mit dem Mähen aufzuhören, um sich in dem nahegelegenen Kirchlein auf den Feiertag vorzubereiten. Einmal verlangte der Bauer die Arbeit auch beim Läuten fortzusetzen. Der Legende nach warf Notburga ihre Sichel in den Himmel, wo diese an einem Sonnenstrahl hängen blieb.
Die Hintergrunddarstellung verweist auf den Achensee und die Gemeinde Eben in Tirol. Dort gibt es eine Wallfahrtskirche mit den Reliquien von Notburga.

Der Paradiesbaum
Das Bild zeigt den Paradiesbaum nach der Vertreibung von Adam und Eva. Das Paradies ist menschenleer, Dornen und Disteln wachsen und die Schlange wartet mit dem Apfel auf die nächst Möglichkeit zur Verführung.
Die Geschichte der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies ist im Buch Genesis beschrieben. Es ist das erste Buch der Tora, welches die jüdische Bibel ebenso wie den Hauptteil der christlichen Bibel eröffnet.
„Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben. Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.“ (Genesis 3,1 – 3,7) Als Folge des Ungehorsams werden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben und sterblich. Die Schlange soll von da an nur noch kriechen können, Eva unter Schmerzen Kinder gebären und Dornen und Disteln sollen Adam die jetzt nötige Arbeit auf dem Feld erschweren. (Genesis 3,14 – 3,18)
Erst mit der Frucht vom Baum der Erkenntnis wurde die menschliche Fortpflanzung und damit der Erhalt der Menschen als Alternative zur Unsterblichkeit von Adam und Eva möglich.
Im Buch Genesis wird nur von Früchten allgemein gesprochen, nicht von Äpfeln. Eine Theorie, warum der Paradiesbaum meistens als Apfelbaum dargestellt wird, geht von der Ähnlichkeit der lateinischen Wörter „malum“ das Böse, das Übel und „malus“ Apfel aus. Möglicherweise wurde der Paradiesbaum im Zuge lateinischer Bibelübersetzungen zum Apfelbaum.

Die heilige Apollonia
Unter allen Heiligen hat die hl. Apollonia einen besonderen Stellenwert in unserer Gemeinde. Sie ist die Schutzpatronin der Kapelle. Das Fest der Heiligen Apollonia wird alljährlich am 9. Februar in Wawern gefeiert. Die hl. Apollonia erlitt um 250 in Alexandrien in Ägypten den Märtyrertod. Man schlug ihr die Zähne aus und folterte sie, bis sie sich freiwillig in den schon brennenden Scheiterhaufen stürzte.
Sie ist die Patronin der Zahnärzte und wird bei Zahn und Kieferleiden angebetet.

Im Kirchenschiff auf der rechten Seite sind Donatus und Johannes der Täufer dargestellt.

Der heilige Donatus
Als römischer Heerführer wurde er um 166 n.Chr. in den Markomanneneinfällen an der Donau eingesetzt. In auswegloser Situation, völlig umzingelt von den Markomannen und dem Verdursten nah, beteten er und andere christliche Soldaten um Regen. Ein heftiges Gewitter zerstörte mit seinen Blitzen das Markomannenlager, der Regen rettete vor dem Verdursten. Donatus wurde später wegen seiner christlichen Überzeugung zum Tode verurteilt. 1652 kommen seine Reliquien nach Bad Münstereifel. Strömender Regen verwandelte sich beim Herannahen in strahlenden Sonnenschein. Ein Priester, der zu dieser Zeit in Euskirchen eine Messe las wurde von einen einschlagenden Blitz schwer verletzt. Er bat Donatus um Hilfe und wurde völlig geheilt. Seitdem gilt Donatus als Wetterheiliger, er ist der Schutzpatron gegen Unwetter, Blitzschlag, Hagel und Feuersbrunst und wird besonders in der Eifel sehr verehrt. Auf dem Bild ist er irrtümlich als Bischof dargestellt (Es gibt mehrere Heilige mit dem Namen Donatus, von denen einige Bischof waren). Donatus löscht mit einem Wasserkrug die Wagnermühle zwischen Wawern und Nimshuscheid, die zur Zeit des Kapellenbaus in Brand geraten war.

Johannes der Täufer
Das Bild zeigt die Szene, in der Jesus als Gottes Sohn erkannt wurde: „Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ (Markus 1,10-11) Jesus steigt hier aber nicht aus dem Wasser, sondern Johannes gießt mit einer Muschel Wasser auf Jesus. Auch der Jordan wird vom Maler kurzerhand nach Wawern verlegt, Johannes balanciert auf dem damals halb im Wasser gefallenen Steg am Zusammenfluss von Johannisbach und Rotenbach. Im Gebüsch versteckt sich der Teufel, der das Ganze argwöhnisch beobachtet. Rechts im Hintergrund ist Dechant Johannes Schütz zu erkennen, der Bauherr der Kapelle. Er angelt vermutlich Bachforellen, einem Hobby dem er gerne nachging, wenn er die Heimat besuchte.

Das Deckengemälde im Kirchenschiff, die heilige Apollonia

Das Bild zeigt den Beginn des Martyrium der Apollonia. Sie kniet auf dem Boden umgeben von Männern mit Stöcken und Steinen, die ihr drohen. Links am Bildrand sind einige Frauen und Kinder zu sehen, die das Geschehen entsetzt beobachten. Möglicherweise hat Apollonia gerade noch bei ihnen gesessen. Im Hintergrund sieht man eine orientalische Stadt am Meer. Palmen und ein Kamelreiter geben weitere Hinweise auf den Ort des Geschehens. Apollonia lebte im 3. Jahrhundert in Alexandrien in Ägypten. 1928 machte der Maler eine Reise nach Palästina und Ägypten. Eindrücke aus dieser Reise hat er in das Bild übernommen und damit den einheimischen Kirchenbesuchern gezeigt.

Evangelisten und Apostel
An der Wand des Rundbogens, unter der Decke sind rechts und links je 2 Medaillons in denen die 4 Evangelisten dargestellt sind. Auf der linken Seite sieht man die Medaillons für Matthaus und Markus, ein Mensch und ein Löwe auf der rechten Seite sind Lukas und Johannes als Stier und Adler dargestellt. Alle haben ein Buch bei sich, denn jeder von ihnen hat ein Jesusbuch, ein Evangelium geschrieben. Diese Bücher entstanden zu unterschiedlichen Zeiten, stimmen in großen Teilen überein, weichen aber auch voneinander ab.
Je 2 weitere Medaillons an der linken und rechten Seite des Kirchenschiffs zeigen die Apostel Petrus und Paulus (rechts) sowie Philippus und Andreas (links). Es gab 12 Apostel, die von Jesus mit der Verkündigung des Glaubens beauftragt wurden. Es ist davon auszugehen, dass der Maler auch noch die anderen Apostel und weitere Bilder darstellen wollte, durch seinen plötzlichen Tod aber nicht mehr dazu kam.

Die Bilder auf dem Rundbogen am Übergang von Kirchenschiff zum Altarraum
Ursprünglich war auf der ersten Stufe des Rundbogens eine Kommunionbank angebracht. Sie trennte das Kirchenschiff vom Altarraum ab. Der Priester und seine Helfer nutzten den Durchgang links um in den Altarraum zu gelangen. Die Bedeutung des Altarraums macht der Maler deutlich, indem er am Rundbogen in einer einfachen ornamentalen Bemalung Bilder einfügt, die für die Glaubensgemeinschaft einen großen symbolischen Wert haben. Zum einen sind es Zeichen für wichtige Personen, zum anderen zeigen die Bilder die 7 Sakramente der katholischen Kirche. Der Empfang der Sakramente soll als inspirierender Impuls und als Stärkung für einen lebenslangen Glaubensweg wirken.

Die Tiara, das Zeichen für den Papst

Der Morgenstern, das Zeichen für die Muttergottes.

Das Sakrament der Taufe

Das Sakrament der Eucharistie

Das Sakrament der Buße

Das Sakrament der Firmung

Das Sakrament der Ehe

Das Sakrament der Krankensalbung

Das Sakrament der Priesterweihe

Das Christuszeichen

Die Himmelsschlüssel des Petrus

Die Bilder im Altarraum sind Maria und Josef gewidmet. Links, auf der „Frauenseite“ sind es Bilder zu Maria.

Die Verkündigungsszene
Die in der bildenden Kunst üblichen Elemente der Szene, Maria, Engel, Lilie, Taube, Lichtstrahl, werden in der Interpretation des Malers den Lebensverhältnissen der hiesigen Bevölkerung angepasst. Die Verkündigungsszene spielt sich in einem einfachen bürgerlich-bäuerlichen Raum ab. Der Engel Gabriel mit dem Kronreif auf dem Kopf hält ein Lilienzepter, das Symbol der Reinheit, in der Hand. Der von der Taube ausgehende Lichtstrahl des heiligen Geistes trifft Maria, die hinter einem Tisch kniet, auf dem eine Schriftrolle liegt. Die beiden Täubchen im Fenster sind Sinnbild für die Sanftmut und Unschuld. Waschbütte und Haspel mit aufgewickeltem Garn verweisen auf die in hiesiger Gegend gebräuchlichen Arbeitsgeräte der Hausfrau. Das Himmelbett im Hintergrund gilt in Verkündigungsbildern seit alters her als das Brautgemach.
Im Evangelium nach Lukas wird die Geschichte folgendermaßen erzählt: „Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß? Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.“ (Lukas 1, 26-38)

Die Geburt Jesu
Wieder lässt der Maler die Bevölkerung an seinen Reisen teilhaben. Als Ort für die Geburt Jesu malt Pastor März eine einfache Felsengrotte, wie sie der Pastor als Wohnhöhle für Mensch und Tier bei seinem Besuch im heiligen Land in Bethlehem gesehen hat. Maria deckt ihr neugeborenes Kind sorgsam zu. Josef betet, Ochs und Esel ergänzen die kleine Gruppe. Die Geste der Hand des Neugeborenen weist darauf hin, dass dies ein besonderes Kind ist. Es erhebt die Hand zum Schwur und Segen. Eine orientalische Stadt und Hirten mit ihrer Scharfherde sind weit im Hintergrund zu erkennen, da ist nichts was ablenkt oder stört. Kein Leuchten, kein Engel. Nur die fürsorglichen Eltern mit ihrem Neugeborenem.

Die Hochzeit zu Kana

Das kleine Gemälde im Chorraum zeigt die entscheidende Szene bei der Hochzeit von Kana, wo Jesus in Anwesenheit von Maria sein erstes öffentliches Wunder tut und 6 Krüge Wasser in Wein verwandelt. Der Maler zeigt hier die Situation im Weinkeller, wo neben den Wasserkrügen auch ein Weinfass liegt. Jesus der auf Bitten seiner Mutter gekommen ist, zeigt mit der Hand auf die Krüge, in die ein Diener weisungsgemäß Wasser einfüllt. „Als aber der Speisemeister von diesem Wein kostete (…) ruft er den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten.“ (Johannes 2,9-10)
Das Weinfass und die Wasserkrüge erklären die Geschichte sofort. Im Orient wurde Wein aber nicht in Fässern gelagert sondern in Schläuchen, der Maler passt das Gemälde zum Verständnis den hiesigen Gebräuchen an.

Die Gemälde am Marienfenster
Die Medaillons am Marienfenster stellen den außergewöhnlich Versuch dar, Anrufung aus der Lauretanischen Litanei bildlich darzustellen. Die Litanei stammt im wesentlichen aus dem Jahr 1561, die Ursprünge sind aber noch deutlich älter. Auch in Wawern wurde sie gebetet. Aus den verschiedenen Formen der Anrufung hat der Maler die Anrufungen in Bildern, passend für einen Maler, zum Thema der Medaillons gemacht. Von links unten im Uhrzeigersinn:
Du Spiegel der Gerechtigkeit, du Sitz der Weisheit, du Kelch des Geistes, du geheimnisvolle Rose, du starker Turm Davids, du Bundeslade Gottes, du Pforte des Himmels, du Morgenstern, ergänzt mit einer Anrufung in Mittlerrolle: Du Heil der Kranken. Gerade mit dem letzten Medaillon hat er wieder den Bezug zum Alltag hergesellt, in dem er auf die Flasche „Gerolsteiner“ schrieb.

Die rechte Seite des Altarraumes ist Josef vorbehalten

Der Engel des Herrn erscheint Josef
Auf dem ersten Blick ist zu erkennen, dass Josef in seiner Werkstatt schläft, als der Engel zu ihm kommt. Da sind Beil zur Bearbeitung von Balken, die Hobelbank, das Bankeisen, die Raubank (Langhobel), die Gestellsäge, der Leimtopf und weitere Kleinwerkzeuge. In der Bibel wird er auch „Josef, der Zimmermann“ genannt. Es bleibt nicht das einzige Mal, dass Josef von einem Engel träumt. Auch vor der Flucht nach Ägypten und der Rückkehr nach Galiläa fordert ihn ein Engel dazu auf, immer im Schlaf, nie sprechen sie miteinander. Dieser erste Engel forderte das Schwierigste von Josef. Maria war schwanger, aber nicht von ihm. Er wollte sie heimlich verlassen. „Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden. Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14): »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns. Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.“ (Matthäus 1,20-25)

Die Flucht nach Ägypten
Nach der Geburt Jesu erscheint Josef wiederum im Traum ein Engel und warnt ihn vor Herodes, der das Kind töten will. Der Engel sprach.“ Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir’s sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen. Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten.“ (Matthäus 2, 13-14)
Das Bild zeigt die ganze Familie, Maria mit dem Kind auf einem Esel und Josef, aus dessen Korb sein Werkzeug herausragt. Im Hintergrund wird durch die Pyramiden von Gizeh das Ziel, Ägypten, in das Bild aufgenommen.

Josefs Tod

Ein ungewöhnliches Bild, denn Josefs Tod ist an keiner Stelle der Bibel erwähnt. In dem Jahr, in dem Jesus seinen zwölften Geburtstag feiert, pilgert Josef mit seiner Familie zum Osterfest nach Jerusalem. Danach verschwindet die Figur des Josef. Die Forschung vermutet, dass sein Todeszeitpunkt zwischen der gemeinsamen Wallfahrt und dem öffentlichen Auftreten von Jesus liegen muss.
Die Bauzeichnung an der Wand ist mit J.N. signiert, Josef von Nazaret, die Zehn Gebote (römische Ziffern I – X) weisen daraufhin, dass sich Josef an diese Gebote gehalten hat. Tauben und Lilien stehen als Sinnbilder für Frieden und Unschuld. In einem einfachen Zimmer mit schlichten Möbeln liegt Josef im Bett und stirbt. Es ist ein friedliches und tröstendes Bild, denn Josef stirbt nicht einsam und allein sondern Maria und Jesus sind bei ihm.

Das Deckengemälde im Altarraum, die Krönung Mariens
Das große Deckengemälde im Altarraum stellt die Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit dar. Jesus mit dem Kreuz und Gottvater mit der Weltkugel sitzen auf dem Regenbogen, dem Sinnbild für den Bund Gottes mit den Menschen. Sie beide setzen Maria, die in Demutshaltung über einer Mondsichel kniet, die Krone auf. Im hellen Licht darüber schwebt der heilige Geist in Gestalt einer Taube. Die 14 Nothelfer, denen der Altar geweiht ist, nimmt der Maler in sein Bild auf und lässt sie an der Krönung Marias, neben Engeln, teilnehmen.
Als weiteren Bezug zu Wawern sind ganz unten im Bild die alte Kapelle und die neue Kapelle zu sehen.

Im Bild sieht man auf der rechten Seite von innen nach außen::
Christophorus, Christusträger, Fährmann, stützt sich auf einen Baumstamm, auf dem Altar Mitte-links, oben, zusätzlich mit Kind auf den Schultern
Eustachius, römischer Heerführer und Jäger, hält eine Armbrust in der Hand, auf dem Altar Außen-rechts, oben
Blasius, Bischof, rettete einen Jungen vor dem Erstickungstod, hält einen Fisch und gekreuzte Segenskerzen in den Händen, auf dem Altar Mitte-rechts, unten, mit Kerzen
Cyriakus, im Gewand eines Diakons, hält einen Palmzweig als Zeichen des Sieges in der Hand, auf dem Altar Außen-rechts, mitte, mit gefesseltem Drachen und Schwert
Vitus, heilte einen Besessenen, wurde in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen, auf dem Altar Außen-links, mitte, mit Fürstenhut und Buch
Achatius, in Helm und fürstlicher Tracht, hält die Dornzweige, mit denen er gemartert wurde, auf dem Altar links, ganz oben
Margareta, mit der Krone und dem Kreuz, dem Zeichen des Sieges, auf dem Altar Außen-links, unten, mit Drachen (Lindwurm)

Auf der linken Seite von innen nach außen:
Georg, römischer Offizier, der Legende nach Drachenzwinger, hält eine Lanze, auf dem Altar Mitte, oben, auf einem Pferd mit Schwert und Drachen
Erasmus, Bischof von Antiochien, zeigt das Kreuz als Zeichen des Sieges, auf dem Altar Mitte-links, unten mit Buch und Gedärmewinde
Dionysius, erster Bischof von Paris, legt seine Hand in den Feuerofen, auf dem Altar Außen-rechts, unten, den eigenen Kopf auf den Händen tragend
Ägidius, Einsiedler, wurde von einer Hirschkuh genährt, auf dem Altar Außen-links, oben, mit Abtsstab und Mönchskutte
Barbara, mit der Krone, zeigt auf den Turm in dem sie eingesperrt wurde, auf dem Altar Mitte-rechts, Mitte, mit Turm und Kelch
Katharina, mit der Krone, hält das Rad, auf dem sie gemartert wurde, auf dem Altar Mitte-links, Mitte mit Krone und Rad
Pantaleon, Arzt aus Rom, wurden die Hände mit einem Nagel auf dem Kopf festgeschlagen, auf dem Altar Mitte-rechts, oben, Hände an Ölbaum genagelt.

Ein Merkvers auf einer Gebetstafel aus der Barockeit in Memmingen gibt kurz und knapp wieder welche Schutzaufgaben die 14 Nothelfer hatten.

S. Blasius – bringt wegen Halsweh Fürbitt dar
S. Georgius – ist anzurufen in Kriegs-Gefahr
S. Erasmus – für Darm und Leibesschmerzen
S. Vitus – ein großer Freund der Kinder-Herzen
S. Pantaleon – Patron der Ärzten, bei Gott mächtig
S. Christoph – für Hagl und Wetter beschützt er kräftig
S. Dionysus – in Hauptweh wird gerufen an
S. Cyriakus – von Teufel Beseßnen helfen kann
S. Achatius – dem christlichen Kriegsvolk hilft er behend
S. Eustachius – Betrübniß in der Ehe abwendt
S. Ägidius – hilft zu Erkenntniß heimlicher Sünd
S. Margareta – wo Teufelslist ein Zugang findt
S. Katharina – wenn Weisheit im Studiren mangelt
S. Barbara – im Tod die Sackrament erlangt

Seit dem Mittelalter wird diese Gruppe gemeinsam angerufen.

Auf dem Altar sind noch drei weitere Figuren, die in Wawern schon immer besonders verehrt wurden. Es sind die Figuren der Gottesmutter (Mitte, unten), der Schutzpatronin der Kapelle Apollonia direkt über der Gottesmutter und dem Schutzpatron der alten Kapelle, Donatus, (rechts, ganz oben).

Quellen:

  • Christoph März, Herausgeber Karheinz Weis, Veröffentlichung des Geschichtsvereins Prümer land Band 54, Prüm 2005
  • 50 Jahre Kapelle Wawern, Herausgeber Kirchengemeinde Lasel und Ortsgemeinde Wawern, Druckerei Herbert Emhart, Aachen 1980
  • www.wikipedia.de
  • www.bibelwissenschaft.de
  • www.kathpedia.de