Ortsgemeinde

Wildbienenaktionstag

Von Axel Goldmann 6. Juli 2020

Wegen des bekannten Problems des Insektensterbens hat die Arbeitsgruppe „Natur“ des Zukunfts-Check-Dorf Anfang 2020 einen Aktionstag „Wildbienen“ durchgeführt. An diesem Tag wurde nach einer Einführung über die Lebensweise, den Nutzen und die Besonderheiten der Wildbienen Nisthilfen für Wildbienen gebaut.

Nach dem Motto, „eins für zu Hause und eins für das Dorf“ wurden mehrere Dutzend Nisthilfen aus gebohrten Eichenholzklötzen und Bambusröhrchen angefertigt. Alle konnten mindestens ein Exemplar für ihren privaten Garten mitnehmen. Um das Nahrungsangebot für die Wildbienen zu Hause zu verbessern, wurde für alle auch noch diverses Saatgut von Wildblumen für die Ergänzung des Gartenbewuchses zum mitnehmen angeboten.
Die übrigen Nisthilfen wurden an 3 öffentlichen Plätzen in Wawern aufgestellt, ergänzt mit Informationen über die gängigsten Wildbienen.

Die Aktion hat Informationen zum Insektensterben, dem Mangel an Nistmöglichkeiten für Wildbienen und zur Nahrungsverknappung vermittelt und damit das Bewußtsein für dieses Problem geschärft. Als praktischer Beitrag entstanden Nisthilfen und Kleinstflächen mit Nahrungsangeboten.
Der Erfolg der Aktion kann direkt an den belegten Löchern abgelesen werden und mit etwas Glück lassen sich sogar die Wildbienen bei ihrer Nisttätigkeit beobachten.

Weitere Informationen
Durch die Arbeiten des Entomologischen Vereins Krefeld wurde die Problematik des Insektensterbens allgemein bekannt. Diese hatten mit einer standardisierten Malaisefalle über Jahrzehnte hinweg Untersuchungen zur Insektenmasse und zur Artenvielfalt durchgeführt. Dabei konnten sie nachweisen, daß die Menge der Insekten in den letzten 20 Jahren dramatisch abgenommen hat, im Schnitt um etwa 75%. Da die Untersuchungen zum großen Teil in Naturschutzgebieten stattgefunden hatten, war klar, daß es sich um ein flächendeckendes Problem handelt und es auch kaum Rückzugsgebiete gibt, in denen sich der Insektenbestand halten konnte.
Ursachen für den Rückgang der Insektektensterbens gibt es vermutlich mehrere. Allgemein hält man folgende Ursachen für möglich:

  • Nahrungsarmut durch eine ausgeräumte Agrarlandschaft mit nur noch wenigen insektenfreundlichen Pflanzen
  • Verknappung von Nistangeboten, da Totholz schnell entfernt wird, nur noch wenige „unaufgeräumte“ Bereiche zu finden sind.
  • Vergiftungseffekte durch den großflächigen Einsatz von Herbiziden und Schädlingsbekämpfungsmitteln

Alle diese Punkte sind Folgen unseres Handelns und es bedarf eines größeren Maßnahmenplans, Einzelmaßnahmen wie z.B. blühende Ackerrandstreifen sind nicht ausreichend.

Allgemeine Ziele/Maßnahmen

Es müssen an mehreren Stellen Veränderungen erfolgen, wenn die negativen, naturzerstörenden Folgen unseres Handelns abgewendet werden sollen. Dies ist vergleichbar mit den Maßnahmen gegen den Klimawandel, der auch nicht mit einer einzigen Aktion gestoppt werden kann.

Zu den möglichen Maßnahmen gehören:

  • Umweltpädagogische Maßnahmen mit beispielhaften Aktionen, um das Bewußtsein der Allgemeinheit für die Problematik Mensch versus Natur zu erweitern
  • Einflußnahme auf die Landwirtschaft, damit sie auf freiwilliger Basis ihre ansonsten wertvolle Arbeit umweltverträglicher gestaltet
  • Arbeit in politischen Gremien, um das vorgenannte Ziel durch finanzielle Anreize zu steuern
  • Größere Naturschutzmaßnahmen vor Ort durchführen

Aktuelle Ziele der „AG Natur“

Die Arbeitsgruppe möchte mit umweltpädagogischen Maßnahmen die Wawerner Bevölkerung möglichst umfassend über Probleme und Handlungsmöglichkeiten zum Thema Insektensterben/Wildbienensterben informieren.
Ergänzt werden soll dies durch praktische Tätigkeiten zur Umsetzung kleinerer, beispielhafter Lösungen, die das Prinzip eines besseren Umgangs mit der Natur und speziell den Insekten zeigen und auch dem Insektensterben entgegenwirken.


Bisher umgesetzte Aktivitäten

Anfang März fand in Wawern der Aktionstag Wildbiene statt.
Zu Beginn gab es eine Erläuterung zur ökologischen Bedeutung, zum Lebenszyklus von Wildbienen und deren Gefährdung. Zur Unterstützung der Wildbienen wurden die beiden Themen „Nisthilfen“ und „Nahrung“ beschrieben.
Bei den Nisthilfen wurde auf die Bedeutung des Durchmessers der Löcher und deren Tiefe eingegangen, was eine Bedeutung für die unterstützte Bienenart hat (Durchmesser) oder das Verhältniss von weiblich/männlich (Tiefe).
Bei dem Thema Nahrung wurde auf die passenden Planzen eingegangen, da nicht alle Blüten für Bienen interessant sind und auch manche Bienen auf eine einzige Pflanzenart spezialisiert sind.
Im praktischen Teil wurden in Hartholzklötzen unterschiedlich große Löcher gebohrt, dann wurden die Löcher von innen mit einer Feile geglättet und der Eingang ins Loch leicht angesenkt, damit die Bienen nicht ihre Flügel verletzen, wenn sie ins Loch kriechen. Auf die Oberseite wurde noch ein hübsches Schieferdach befestigt, damit der Regen abgehalten wird.
Als zweite Bauvariante wurde Bambusrohr in kurze Stücke gesägt, wobei am Ende immer ein Knoten sein mußte, damit diese verschlossen sind. Aus mehreren solcher Stücke wurde dann ein Bündel geschnürt, womit auch diese Art der Nisthilfe einsatzbereit war.

Alle waren mit Begeisterung und Ausdauer dabei, so dass schließlich jeder einen Nistklotz mit nach Hause nahm und für die Gemeinde noch viele übrig blieben.
Diese sind an der Infotafel am Dorfeingang, an der Grillhütte und am Bushäuschen auf dem Hof angebracht worden. Dazu wurde eine schriftliche Information gehangen. Viele Löcher sind jetzt schon belegt, was den Erfolg der Aktion deutlich macht.

Von vielen Teilnehmern am Aktionstag gab es Rückmeldungen zu den beobachteten Wildbienenaktivitäten an der heimischen Nisthilfe. Zwei Teilnehmer haben begonnen eine Wildblumenwiese anzulegen.

Weitere Ziele

Die Arbeitsgruppe Natur möchte ähnliche Aktionen weiter durchführen, damit das Wissen auch in der Breite ankommt. Daneben gibt es Ideen zu folgenden weiteren Aktionen:

  • Konstruktion eines großen „Wildbienenhotels“, also eines Gestells zur Aufnahme einzelner Nisthilfen.
  • Weitere Nisthilfen herstellen und diese der Wawerner Bevökerung zur Verfügung stellen.
  • Anfertigung von Saatgutmischungen, die für Insekten attraktiv sind und aus regionaltypischem Saatgut bestehen, um Florenverfäschung zu vermeiden. Diese sollen dann der Bevölkerung für den Garten zur Verfügung gestellt werden.
  • Umwandlung größerer Flächen in insektenfreundliche Blühwiesen, die ohne Herbizide und Dünger eine große Artenvielfalt hervorbringen und damit Lebensräume für Insekten werden könnten.
  • Platzierung von Informationen auf einer Webseite, um das Wissen über die Insektenproblematik noch breiter zu streuen.

Bilder zum Aktionstag „Wildbiene“